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Monatszeitschrift - Magazin für den Gartenbau 02/2007
Roden in einem Arbeitsgang
Neuer Hacker für Obstkulturen
Für das Roden von Obstkulturen fehlten bisher die optimalen Verfahren. Mit steigenden Energiepreisen ist die anfallende Biomasse plötzlich kein Abfall mehr, vielmehr findet das Holz als Brennstoff heute reißenden Absatz. Ein Hacker, der für die jeweiligen Anforderungen mit drei unterschiedlichen Aufnahmeköpfen ausgestattet werden kann, wurde in der Praxis erprobt und soll nun in Serie gebaut werden.
Vorsatz zur Aufnahme von bereits gefällten Bäumen oder abgelegtem
Buschwerk
Bisher gibt es kein Verfahren, Obstbäume in einem Arbeitsgang zu roden und die anfallende Biomasse von der Fläche zu räumen. Ein vollständiges Entnehmen der Holzmasse ist aus phytosanitären Gründen wünschenswert, um Infektionsquellen für Bakterienerkrankungen wie „Feuerbrand" wirksam zu vermeiden oder einzudämmen. Bei den häufig angewandten Mulchverfahren werden gefällte oder umgedrückte Bäume zertrümmert und mit Boden vermischt, was zu einer Versauerung der Fläche mit Wachstumshemmungen der Folgekulturen führt. Zudem sind meistens mehrere Arbeitsgänge erforderlich, wo die Fläche zwei- bis dreimal hintereinander mit einem Mulchgerät bearbeitet und damit die Bodenstruktur zerstört wird. Größere Holzstücke, die von der Maschine nicht zerkleinert werden, müssen evtl. noch abgesammelt werden, Wurzelstöcke bzw. Reste davon verbleiben im Boden. Das Mulchen erfolgt mit Fahrgeschwindigkeiten von 300 bis 400 m/h, ein bis zwei Wiederholungen sind erforderlich. Hingegen erfolgt das Hacken in nur einem Arbeitsgang. Bei ausreichender Leistungsstärke des Schleppers (mind. 135 kW) können je nach Material Fahrgeschwindigkeiten von 1 bis 2 km/h erreicht werden. Die erzeugten Hackschnitzel sollten aufgefangen werden und im Garten- und Landschaftsbau oder als Brennstoff Verwendung finden. Je nach Alter und Bestand fallen etwa 80-100 m3 Holzhackschnitzel pro Hektar an.
Bei einem Ertrag von
100 m3 entspricht die anfallende Holzmasse einer
Heizölvergleichsmenge von etwa 7 5001.
Mit dem Einsatz von Hackern kann das Holz vollständig von der Fläche
entfernt werden. Allerdings war die Zuführung des Materials in den
Hacker bisher nicht zufriedenstellend gelöst. Dies erfordert häufig
großen Zeitaufwand und ein Befahren der Plantage mit mehreren großen
Maschinen, die je nach Witterungsverhältnissen Bodenschäden
verursachen können.
Variabler Scheibenhacker schafft Lösungen
Der „Jordan-Reihenhacker RH 25" kann hier zur
Lösung der Probleme beitragen. Bei der Maschine handelt es sich um
einen speziellen Scheibenhacker, der je nach Anforderung mit drei
verschiedenen Aufnahmeeinrichtungen zur direkten Aufnahme
stehender oder gefällter Plantagenbäume sowie auch abgelegtem
Obstbaumschnitt ausgestattet werden kann.
Soll eine Plantage komplett gerodet werden, werden die Bäume durch
eine horizontale Walze, die sich an einem hydraulisch verstellbaren
Rahmen befindet, etwa 1-2 m vor dem Hacker zunächst niedergedrückt.
Eine horizontale Stachelwalze erfasst die Wurzel des Baumes, zieht
sie aus dem Boden und führt sie den senkrechten Einzugstrommeln zu.
Diese sind seitlich ausfahrbar und können sich so der Stärke des
Materials anpassen. Die Trommeln werden hydraulisch angetrieben und
entwickeln eine Einzugskraft von etwa 3 t.
Roden von Apfelbäumen in einem Arbeitsgang. Eine Walze vor den
Einzugselementen,
hydraulisch
gehalten, drückt die Bäume nieder,
damit sie mit der Wurzel aufgenommen
und gehackt werden können
Hinter Walze und Trommeln befinden sich drei weitere waagerechte
Rollen, durch die Steine, Sand und andere Verunreinigungen fallen
können. So wird vermieden, dass die Hackmesser unnötig verschleißen.
Die Einzugsgeschwindigkeit der Zuführtrommeln kann stufenlos
reguliert werden. Auch vorhandene Haltepfähle, Drahthosen oder
Kunststoffbänder können mit zerkleinert werden. Sollen die erzeugten
Hackschnitzel z. B. als Brennstoff genutzt werden, müssen die
genannten Gegenstände vorher aus dem Bestand entfernt werden.
Ein anderer Vorsatz kann abgelegte Bäume oder Buschwerk mittels
einer horizontalen Aufnahmewalze sowie den senkrechten Trommeln
selbsttätig vom Boden aufnehmen und dem Hacker zuführen. Die
jüngste Entwicklung ist die Kombination mit einer Pickup, mit der
abgelegtes Reisig oder Obstbaumschnitt aufgenommen und verarbeitet
werden kann. Ein Wechsel der Aufnahmeköpfe kann durch lösen von
zwei Bolzen, einem Oberlenker sowie den Hydraulikanschlüssen
innerhalb von 10-15 Minuten erfolgen.
Durchdachte Technik vermeidet Schwierigkeiten
Saubere Arbeit: die Bäume sind gerodet, die Fläche ist geräumt und steht für die Folgekultur zur Verfügung |
Grundeinheit des „Jordan Reihenhackers" ist jeweils ein spezieller Scheibenhacker der Marke Jensen/Maasbüll. Die Maschine zerkleinert Stämme von bis zu 28 cm Durchmesser, zugeführte Wurzelmasse kann einen größeren Durchmesser haben. Die Hackschnitzelgröße lässt sich zwischen einem und 40 mm stufenlos einstellen. Der Hacker wird im Heck eines Schleppers mit Rückfahreinrichtung angebaut. Bei zu starker Belastung werden die Einzugsorgane kurzzeitig abgeschaltet. So wird ein größerer Drehmomentabfall vermieden und der Schleppermotor geschont. Bei Verstopfung können die Einzugselemente durch eine Reversiereinrichtung vom Schlepper aus rückwärts laufen und so den Stau beseitigen. |
Da der Schlepperfahrer den direkten Einzugsbereich schlecht einsehen
kann, ist am Rahmen der Front walze eine Weitwinkelkamera
angebracht, die dem Fahrer einen großzügigen Blick auf den gesamten
Einzugsbereich ermöglicht.
Testphasen führten zu weiteren Verbesserungen
In den vergangenen zwei Jahren wurde die Maschine im „Alten Land"
sowie in Sachsen intensiv getestet. Dabei wurde u. a.
festgestellt, dass die zwei Messer der Hackscheibe je nach
Wassergehalt des Holzes bei voller Auslastung der Maschine ein- bis
zweimal pro Woche zum Schleifen gewechselt werden müssen. Werden
Bäume gerodet und komplett mit Wurzeln gehackt, muss aufgrund des
hohen Sandanteils ein ein- bis zweitägiger Wechsel erfolgen. Der
dafür erforderliche Zeitbedarf beträgt weniger als eine halbe
Stunde. Die Maschine verfügt über vier Schmiernippel, damit
erschöpft sich der Wartungsaufwand.
Der Einsatz kleinerer Schlepper ist möglich, sollte aber eine
Leistung von 135 kW nicht unterschreiten, um einen möglichst
reibungslosen Einsatz und vertretbare Flächenleistungen zu
ermöglichen.
Stimmen aus der Praxis
Blick in die Maschine: Eine waagerechte Walze zieht die Wurzel aus dem Boden. Senkr. Einzugstrommeln nehmen den Baum auf und führen ihn den Hackorganen zu. |
„In den vergangenen zwei Jahren haben wir gut 50 ha mit der Maschine
gerodet, die Technik funktioniert prima. Da die Bäume nicht immer so
gerade stehen wie Maispflanzen, muss man auch mal anhalten, trotzdem
ist es ein Ein-Mann-Verfahren, mit dem wir sehr zufrieden sind",
meint Thorsten Lach, der die Maschine bei LohnunternehmerTheis Pape
in Twielenfleth im Alten Land einsetzt. Die Sornziger Vielfrucht GmbH in Sachsen hat bisher auch etwa 50 ha mit dem Reihenhacker gerodet. „Für das Roden von M9-Apfelplantagen ist die Maschine gut geeignet", meint Geschäftsführer Thomas Arnold. „Sauerkirschen haben wir allerdings ohne Wurzeln verarbeitet. Auch Pappeln bis 28 cm Stammdurchmesser waren kein Problem, ein Schlepper mit 190 PS ist dafür völlig ausreichend." Auch vom Obstbau- Versuchs- und Beratungszentrum Jork wird die Entwicklung aufmerksam beobachtet. „Obstplantagen auf diese Weise in einem Arbeitsgang zu roden und gleichzeitig die Fläche zu räumen, ist effektiv und interessant. Der Preis von Maschine und Verfahren wird entscheidend für deren Verbreitung sein", meint Dr. Matthias G ö r g e n s aus Jork. |
Auch wenn der genaue Preis noch nicht feststeht, werden je nach
Auslastung wohl deutliche Kostenvorteile gegenüber anderen
Verfahren zu erwarten sein. Für die Entwicklung wurden mittlerweile
weltweit Patente erteilt. In den nächsten Monaten wird die Maschine
in Italien in Obst-, Oliven- und Pappelplantagen eingesetzt sowie
am 19. April 2007 auf der 5. Fachausstellung Obstbau in Köln-Auweiler der Landwirtschaftskammer NRW ausgestellt und
eingesetzt.
Carsten Brüggemann, LK Niedersachsen
Mit
Hilfe einer Pickup - |